Vortrag am Mittwoch in der Bergischen VHS „Warum das ‚Dritte Reich‘ für Homosexuelle 1945 nicht zu Ende war“
Ein Gutachten für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes kam im Mai 2016 zu dem Schluss, dass die nach 1945 unter dem § 175 StGB wegen ihrer Art zu lieben verurteilten Männer zu rehabilitieren sind. Durch dieses Gutachten kam frischer Wind in eine alte Debatte; Bundesjustizminister Heiko Maas hat die Empfehlungen aus dem Gutachten umgesetzt und einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. Ob es aber wirklich noch bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode zu einer Rehabilitierung kommen wird, lässt sich derzeit nicht sicher vorhersagen.
Der Vortrag von Marcus Velke beschäftigt sich mit der historischen Entwicklung der Verfolgung und Diskriminierung von Lesben und Schwulen in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 und setzt diese in Beziehung zur Geschichte homosexueller Emanzipation. Zwar gab es keine strafrechtlichen Bestimmungen, die lesbische Liebe in der Bundesrepublik Deutschland verfolgt hätten. Dennoch hatten auch Frauen liebende Frauen unter der repressiv-homophoben Atmosphäre der Adenauer-Zeit zu leiden. Viel zu selten wurde in der Vergangenheit dieser Zusammenhang in der akademischen und nichtakademischen Forschung zur Geschichte der Homosexualitäten beleuchtet.
Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der „alten“ Bundesrepublik Deutschland; die Situation von Lesben und Schwulen in der ehemaligen DDR wird vergleichend mit in den Blick genommen.
Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, ob und inwieweit Schwule und Lesben sich unter dem Schatten des § 175 StGB bzw. innerhalb des von ihm verursachten gesellschaftlichen Klimas einrichten und ein trotz der widrigen Umstände erfüllendes Leben führen konnten.
Marcus Velke, M.A. (Köln) ist Historiker, Doktorand an der Universität Bonn im Fach Osteuropäische Geschichte. Derzeit freie Mitarbeit im Schwulen Museum* Berlin im Projekt „Wissenschaftliche Aufarbeitung der Schicksale der Opfer des ehemaligen § 175 in Hessen 1945-1985“. Er ist Erster Vorsitzender des „Centrum Schwule Geschichte Köln“. Veröffentlichungen zur Geschichte baltischer ‚Displaced Persons‘, zur Geschichte ärztlicher Standespolitik in Hessen und zur Geschichte homosexueller Emanzipation in Deutschland im 20. Jahrhundert.
Der Vortrag findet am Mittwoch, 31. Mai 2017, ab 18.30 Uhr in den Räumen der Bergischen VHS statt. Seit 2010 unterstützt die Kulturabteilung der VHS die SchwuLesBischen Kulturtage!
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42103 Wuppertal
Raum B 222
Eintritt frei. Spenden zur Unterstützung unserer Arbeit sind ausdrücklich erwünscht.
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