Ein Plädoyer für die Kulturinsel
Der Wuppertaler CSD-Termin für 2013 steht. Wie gut. Zu vermuten ist, dass erneut die Diskussion um den Platz aufflammt – the same procedure als every year.
Früher war alles besser
Das Bier war billiger. Die Sommer waren trockener. Die Schwebebahn fuhr auch im Sommer. Griechenland stand für Urlaub, leckere Oliven und homoerotische Statuen anstelle von Wirtschaftskrise. Der Wuppertaler CSD wurde mitten in der (Elberfelder) City gefeiert.
Gerade der letzte Punkt scheint im schwullesbischen Unterbewusstsein im Bergischen Land so fest verankert zu sein, dass wir immer wieder darauf angesprochen werden.
Zur Erinnerung: Von 2006 bis 2008 fand der CSD zwischen Calvinstraße und Kirchplatz statt. 2009 gab es keinen CSD. Seit 2010 veranstaltet der 2009 gegründete Verein Wupperpride e.V. den CSD und tut dies auf dem Platz an der Kluse, etwa 500 Meter vom alten Austragungsort entfernt.
Auch nach drei erfolgreichen Wupperpride-Straßenfesten sind die Meinungen zu dieser Location weiterhin gespalten. Daher möchten wir hier für all die Nostalgiker und Nostalgikerinnen unter euch einmal einige der Gründe öffentlich machen, warum wir sind, wo wir sind.
Der Wuppertaler CSD ist erwachsen geworden
Alle drei CSDs an der Kluse hatten deutlich mehr Stände als die auf dem Kirchplatz – von Bubble Tea bis zur Piratenpartei ist sowohl das Konsum- als auch das Informationsspektrum größer geworden. Und größer ist auch die Bühne, ohne die einige der beliebtesten musikalischen Highlights der letzten Jahre wie Sound of Giants oder die Big Band des Landespolizeiorchesters nicht möglich gewesen wären. Seit auf dem Kirchplatz wieder das Denkmal für die Begründer der Wuppertaler Armenhilfe steht, wäre der Aufbau einer Bühne da ohnehin kaum noch möglich. Zugegeben: Dieselbe Anzahl an Besuchern und Besucherinnen wirkte auf dem „kuscheligen“ Kirchplatz nach mehr, und das alljährliche Aufräumen und Wegfegen der CSD-Reste ist für uns recht aufwändig, dafür aber gegenüber einem städtischen Platz kostenneutral. Und wir denken, manchmal kommt es eben DOCH auf die Größe an. Vorschlag: Jeder und jede von euch bringt 2013 noch zwei befreundete Menschen mit, und auch auf dem Platz vor dem CinemaxX kann es äußerst „kuschelig“ werden.
Der Platz an der Kluse ist Privatgelände
Wenn wir auf der Kulturinsel feiern, tun wir dies als Gäste unseres großzügigen Sponsors CinemaxX Wuppertal. Dies hat gegenüber dem Feiern auf städtischen Plätzen viele Vorteile. Einerseits haben wir mit deutlich weniger bürokratischen Auflagen zu kämpfen: Wie schwierig es inzwischen ist, Großveranstaltungen auf öffentlichen Plätzen in Wuppertal zu realisieren, hat man zuletzt am eigentlich unvorstellbaren Wegfall des Vohwinkler Flohmarkts gesehen. Andererseits können wir Randalierern oder homophoben Pöblern viel einfacher einen Platzverweis aussprechen, als wenn wir auf irgendeinem städtischen Platz wären.
Die Alternativen sind meist keine mehr
Der Kirmesplatz an der Ohligsmühle ist zugebaut worden. Auf dem Laurentiusplatz muss samstagsabends aufgrund des italienischen Gottesdienstes Ruhe herrschen. Auf dem Kirchplatz blockiert das Denkmal den Platz für eine Bühne. Auf dem von der Heydt-Platz macht der Brunnen einen Bühnenbau logistisch und finanziell zum Alptraum. Und so weiter und so fort. Das Wupperpride-Straßenfest ist ohnehin ein nicht leicht zu stemmendes Unterfangen, und jede zusätzliche Schwierigkeit könnte eine zu viel sein und das ganze Projekt in Frage stellen.
Und so freuen wir uns, dass wir auch 2013 wieder gemeinsam an der malerischen Wupperkurve feiern können – und ein weiteres sichtbares Zeichen des schwullesbischen Lebens in Wuppertal setzen werden!