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Es hatte etwas von einer stillen Beisetzung…

Am vergangenen Freitag, 09. November, wurde der zweite Stolperstein für einen während der NS-Zeit ermordeten homosexuellen Wuppertaler gesetzt. In der Blumenstraße 28 hatte Karl Paul Paetzel seinen letzten selbst gewählten Wohnort.

Ab 15.45 Uhr sollte es losgehen. Der ganze Akt kam nur sehr zögerlich in Gang. Der Bezirksdienstbeamte der Polizei, ein Mitglied der Bezirksvertretung Elberfeld, Jürgen Vitenius (SPD), Frau Dr. Ute Otten für das Projekt „Stolpersteine“, der Vorstand von Wupperpride e.V. (Olaf Wozniak, Anne Simon), ein Pressefotograf, die Steinmetze, drei Handvoll andere Menschen… und Jürgen Wenke, Bochum.

Der Wuppertaler Kreisverband Bündnis90 / Die Grünen hatte den Stolperstein für Karl Paul Paetzel finanziert, aber der KV war kaum vertreten; auf der Homepage des KV Bündnis90 / Die Grünen findet man diese Stolpersteinverlegung in diesen Tagen vergeblich… Schade.

Nach Frau Dr. Ottens kurzen einleitenden Worten, in denen sie auch auf die unterschiedlichen Verfolgungsarten gegenüber homosexuellen Männern und lesbischen Frauen einging, sprach Jürgen Wenke.

Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, das wenige noch recherchierbare Material zur Ermordung schwuler Männer aufzuarbeiten und die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit anlässlich von Stolpersteinverlegungen zu veröffentlichen. Für den 9. November 2013 ist eine weitere Stolpersteinverlegung geplant. Vielleicht kommen im nächsten Jahr mehr Menschen zu einem würdigen Gedenken zusammen.

Die immer noch weit verbreitete Homophobie, trotz aller anders lautenden Bekenntnisse, ist genauso eine „Frucht“ der nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsideologie wie Antisemitismus, Rassismus, Frauenverachtung und Fremdenfeindlichkeit. Bei einer Stolpersteinverlegung könnte diesbezüglich „Flagge“ gezeigt werden.

Sowohl Alfred Kremer (1900-1941 | Stolpersteinverlegung 2011) als auch Karl Paul Paetzel (1916-1942) stehen im virtuellen „Gedenkbuch für die Wuppertaler NS-Opfer“ (www.gedenkbuch-wuppertal.de) in der „Liste aller Opfer“. Unter der Kategorie „Opfergruppen“ finden sich „Juden und Jüdinnen“, „Sinti und Roma“, „Politisch Verfolgte“, „Opfer der Militärjustiz“, „Religiös Verfolgte“, „Euthanasie-Opfer“, „KZ-Häftlinge“, „Zwangsarbeitende“ und „Weitere Gruppen“. Unter „Weitere Gruppen“ sind nur die „Zwangsarbeiterkinder“ gelistet.

„Homosexuelle/Lesben“ verschwinden unter der Kategorie „KZ-Häftlinge“. Immerhin wird auf sie mit dem Satz hingewiesen: „Eine weitere gesellschaftlich nahezu vergesssene Gruppe sind die als „Asoziale“, „Arbeitsscheue“, als Homosexuelle, als „Rasseschänder“ und als „Berufsverbrecher“ Verfolgte.“.

Dieser lapidare Satz scheint in Wuppertal ungebrochen zu gelten.

Vgl. www.gedenkbuch-wuppertal.de/de/unterstützung-gesucht