Wupperpride e.V.


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Auch Schwule und Lesben als NS-Opfer beim ‚allgemeinen‘ Gedenken im Blick!

©M. Brüggemann

©M. Brüggemann

Am vergangenen Freitag wurde die ergänzte und korrigierte Gedenktafel am Mahnmal für die Wuppertaler NS-Opfer im Deweert’schen Garten eingeweiht.

Zur ambitionierten Gedenkveranstaltung kamen auch ehemalige Zwangsarbeiter_innen u.a. aus den Niederlanden. Diese waren bereits nachmittags am früheren Ort des Durchgangslagers „Am Giebel“ (Wuppertal-Varresbeck) bei der Enthüllung einer Gedenktafel dabei. Mehr als 125.000 Menschen wurden allein über das Lager „Am Giebel“ zur Zwangsarbeit in die Region weiterverteilt.

Am Mahnmal im Deweerth’schen Garten sprach dann Doğan Akhanlı zu „Geteilter Erinnerung“. Er war 1991 aus der Türkei nach Deutschland geflohen. Seit 1995 lebt er als Schriftsteller in Köln und setzt sich für einen wahrhaftigen Umgang mit historischer Gewalt und für die Unteilbarkeit der Menschenrechte ein. Das schließt die Aufarbeitung des Genozids an den Armenier_innen und und das Gedenken an sie ein. Zusammenhänge zwischen dem Genozid an den Armenier_innen und der Shoa sind mehr als deutlich.

Anne Simon - Vorstand Wupperpride e.V. | ©M. Brüggemann

Anne Simon – Vorstand Wupperpride e.V. | ©M. Brüggemann

Anne Simon, Vorstand von Wupperpride e.V., unterstrich in ihrem Redebeitrag, dass die Verfolgungsgeschichte von Lesben und Schwulen ein Teil der gesamten nationalsozialistischen Vernichtungspolitik gewesen ist und damit Teil einer gemeinsamen (Verfolgungs-­)Geschichte aller, die zu Opfern geworden sind.

Darüber hinaus machte sie deutlich, dass die aktuelle Ausgrenzung von Lesben und Schwulen Folge des weiterhin vorherrschenden, ungebrochen heteronormativen Denkens ist.

20150417 Grußwort Gedenkveranstaltung (Anne Simon, Wupperpride)

Am 17. Mai 2015, 11.00 Uhr, veranstaltet Wupperpride e.V. ein eigenes Gedenken am Mahnmal für die schwulen (und lesbischen) Wuppertaler NS-Opfer. Am „Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie (IDAHO)“ wird Frau Dr. Ute Otten, Vorstand von Stolpersteine Wuppertal e.V., die Gedenkrede halten. Es werden Blumen an der neu gestalteten Gedenktafel niedergelegt.

Diese enthält auch die Namen von acht schwulen Wuppertaler Männern, die nach dem §175 verfolgt und ermordet wurden, und deren Schicksal trotz Vernichtung von sehr vielen Akten recherchiert werden konnte.

Im Virtuellen Gedenkbuch werden sie unter den Opfergruppen „KZ-­Häftlinge“, „Politisch Verfolgte“ und „Euthanasieopfer“ geführt! Diese Kategorien stimmen zwar auch, die meisten der acht Männer wurden in KZs deportiert und dort durch Arbeit im Steinbruch und im Klinkerwerk vernichtet; aber gleichzeitig machen sie den eigentlichen Verfolgungsgrund unsichtbar.

Für zwei von den acht Männern wurden inzwischen Stolpersteine verlegt – Alfred Kremer (1900-1941 | Stolpersteinverlegung 2011) und Karl Paul Paetzel (1916-1942 | Stolpersteinverlegung 2012). Aber nur wer diese beiden Namen kennt, wird sie derzeit in der alphabetischen Liste der bisherigen Stolpersteinverlegungen finden. Auf der Homepage von „Stolpersteine Wuppertal e.V.“ verschwinden sie im Meer der jüdischen NS-Opfer (Chronologie der Judenverfolgung [Stand 12. April 2014]).

Lesbische Wuppertaler Frauen, die während der NS-­Zeit verfolgt wurden, sind bisher nicht sichtbar (gemacht) geworden.